Wissenswertes über Kendo

Kendo (japanisch, ken Schwert und do Weg oder Weise) ist eine abgewandelte, moderne Art des ursprünglichen japanischen Schwertkampfes (Kenjutsu = Schwertkunst), wie ihn Samurai erlernten und lebten. Kendo, als Weg, verfolgt nicht nur die Techniken und Taktiken des Schwertkampfes, sondern auch die geistige Ausbildung des Menschen. Die Übenden sollen durch Kendo vor allem Charakterfestigkeit, Entschlossenheit und moralische Stärke erlangen.

Ursprung und Mythologie

Die Geschichte Japans und der Kampfkünste kennt viele Verweise auf Waffen, auch Schwerter, mit mythologischer Bedeutung, die in vielen Fällen auch nicht (nur) Waffen, sondern religiös/magische Objekte waren. Die Japanischen Inseln selbst sollen durch den juwelenbesetzten Speer der Gottheiten Izanagi und Izanami entstanden sein. Amaterasu-o-mi-kami, Sonnengottheit des Shinto und Ahnherrin des ersten tenno, wird mit Schwertern oft in enge Verbindung gebracht und dargestellt. Noch heute werden als Kronjuwelen des japanischen Kaiserhauses ein Schwert mit der Bezeichnung kusanagi-no-tsurugi, ein Spiegel und ein Juwel in verschiedenen Schreinen (Atsuta, Ise) und im Kaiserpalast aufbewahrt. Auch Buddhistische Gottheiten, wie etwa Fudo Myoo, eine der verschiedenen Inkarnationen Buddhas, werden mit einem Schwert dargestellt. In allen diesen Fällen handelt es sich um gerade, zweischneidige Schwerter (ken), nicht um ein katana. Auch sonst wird für mythologische und idealisierende Darstellungen meist auf ein ken zurückgegriffen. Später haben wiederholt Schwertkampfschulen (ryuha) ihren Ursprung auf Gottheiten oder zumindest göttliche Offenbarungen zurückgeführt.

Kendo ist immer einem gewissen Wandel unterworfen gewesen. Kendo, wie es heute betrieben wird, gibt es im Groben seit etwa 150 Jahren. Manche Ursprünge sind weit älter und manche Änderungen sind noch relativ jung. Oft wird die Geschichte des Kendo mit der Geschichte des Schwertkampfes in Japan gleichgesetzt, was unter Berücksichtigung des Sprachgebrauchs des Wortes Kendo in der japanischen Sprache nicht falsch ist.

Kendo in Japan

Kendo wird in Japan heute sehr intensiv betrieben. Neben Sumo und Baseball ist es wohl eine der beliebtesten Sportarten überhaupt. Sehr verbreitet ist Kendo, neben Judo als Schulsport und Universitätssport. Nach der Universität geht es dann meist in den Vereinen der jeweiligen Firmen weiter. Förderung erfährt Kendo durch den Polizeisport. Polizisten, die sich dem Kendo verschreiben, können täglich, manchmal mehrmals täglich, als Teil ihres Dienstes trainieren. Turniere gibt es auf allen Ebenen: Schul-, Universitäts-, Stadt-, Firmenturniere etc.

Kendo iN Europa

Die Europäische Kendo-Föderation (EKF, engl. European Kendo Federation) ist die Dachorganisation für die japanischen Budo-Disziplinen Kendo, Iaido und Judo in Europa. Sie hat etwa vierzig Mitgliedstaaten, zu denen auch außereuropäische Länder gehören. Seit 1974 wird von der EKF jedes Jahr in dem keine Kendo-Weltmeisterschaft ausgetragen wird (alle drei Jahre) die Kendo-Europameisterschaft organisiert

Kendo Grundlagen

Reiho (Die Etikette): Im Kendo gibt es zahlreiche Verhaltensregeln, Reiho genannt, die teils aus historischen und teils aus praktischen Gründen entstanden sind und bis heute beibehalten werden. Die Ursprünge liegen in den in Japan üblichen Verhaltensweisen, etwa der Verbeugung zur Begrüßung, und haben buddhistische, konfuzianistische und auch shintoistische Wurzeln. Zu diesen Regeln gehört es, die Übungshalle ohne Schuhe zu betreten und sich beim Betreten und Verlassen der Halle zu verbeugen. Die Ausrüstungsgegenstände eines anderen werden nicht berührt oder überstiegen. Jedes Üben beginnt und endet mit einer kurzen, einer Sitzmeditation ähnelnden Phase in Seiza-Haltung. Trainingspartner werden mit Respekt behandelt. Die Einzelheiten des Reiho können von Dojo zu Dojo leicht variieren. Die korrekte Ausführung des Reiho wird in Graduierungsprüfungen mit beurteilt.

 

Innere Einstellung: Die innere Einstellung ist beim Kendo sehr wichtig und unterscheidet sich von anderen Arten des Budo, da der Angriff früher erfolgt, sozusagen im Moment des Entstehens z.B. des gegnerischen Angriffs, wohingegen man in anderen Kampfkünsten wie z.B. Aikido etwas länger wartet. Beim Kendo gibt es keine echten Verteidigungen. Wenn überhaupt, wird hier auf den Gegner ein geistiger Druck (Seme) ausgeübt und zum Schlagen provoziert. Da dieser Schlag erwartet wird, kann eine Kontertechnik (Ojiwaza) erfolgen. Ein anderer Ansatz des Angriffs sind die sogenannte Shikagewaza. Durch diese Techniken wird die Haltung des Gegners gebrochen, damit dem eigenen Schlag nichts im Wege steht und auch keine Kontertechnik erfolgen kann. Im Moment des Schlages darf nicht gezögert werden, da sonst der Schlag nicht mit voller Überzeugungskraft ausgeführt wird. Es ist nicht wichtig, ob man selbst getroffen wird, sondern entscheidend ist der eigene Schlag. Auch im Wettkampf (Shiai) sollte dies die richtige Einstellung sein, denn: Wer verteidigt, verpasst die Gelegenheit zum Angriff!

 

Kakegoe und Kiai (Der Kampfschrei): Eine Vokalisierung ist beim Kendo sehr wichtig. Bei Grundtechniken, bei denen auf die Trefferflächen beim Kendo gezielt wird, werden gewöhnlicherweise die Trefferflächen laut gerufen (z.B.: Kote!, Men!, Do!), um zu vermitteln, dass der Treffer kein Produkt des Zufalls war, sondern mit voller Absicht und Überzeugung erzielt wurde. Eigentlich gibt es aber keine Vorschrift, die ein Kiai mit einem speziellen Wortruf vorschreibt und es wird auch im Wettkampf normalerweise nicht gemacht. Dort sind es oft eher schrille Schreie, die der Einschüchterung des Gegners sowie dem Aufbauen innerer Spannung dienen (Kakegoe). Im Moment des Treffens ist jedoch immer ein Kiai notwendig, um einen gültigen Treffer zu erzielen.

 

Ki-ken-tai-itchi: Ein wichtiger Aspekt des Kendo ist das Ki-ken-tai-itchi, die Einheit von Geist (symbolisiert durch das Kiai, den Schrei), Körper (symbolisiert durch das Fumikomiashi, einen sprungähnlichen Stampfschritt) und Schwert. Ein Schnitt/Treffer ist im Kendo nur dann gültig, wenn er mit Überzeugung ausgeführt wird und Kiai, Fumikomiashi und Auftreffen des Shinai im selben Augenblick stattfinden. Verallgemeinernd kann man sagen, dass beim Kendo „aus der Hüfte“ und nicht, wie oft fälschlich angenommen, hauptsächlich mit den Armen geschlagen wird.

Kendo Wettkampf

Bei Wettkämpfen – auch dafür gibt es ein detailliertes internationales Regelwerk - wird von drei Schiedsrichtern beurteilt, welcher der Kämpfer einen gültigen Treffer (yuko-datotsu) erzielt hat. Diese Beurteilung ist komplex und entsprechend schwierig, da der Treffer (Berührung mit dem shinai) alleine nicht ausreicht. Vielmehr muss eine vorgesehene Trefferfläche (datosu-bui) mit dem vorgesehenen Teil des shinais (datosu-bu), der richtigen Ausrichtung der „Klinge“ (hasuji), ausreichender Trefferenergie (kyodo) und „Schärfe“ des Schnittes (sae) getroffen werden. Dabei müssen sich Körper, Schwert und „Geist“ im Einklang bewegen (ki-ken-tai-ichi). Detailfaktoren betreffen noch die Körperhaltung (shisei), den Kampfschrei (kiai), den Abstand zum Gegner (maai), die Fußarbeit (tai-sabaki), die Angriffs- und Treffergelegenheit (kikai) und die Haltung/Führung des shinais (tenouchi). Daher sollten die Schiedsrichter (shimpan) selbst aktive und routinierte Kämpfer sein, die auch eine entsprechende Ausbildung erhalten. Es gibt keine Gewichtsklassen und erst in jüngerer Zeit und bei internationalen bzw. großen Turnieren – nicht so bei kleineren Veranstaltungen – werden im Wettkampf Altersklassen gebildet und treten Frauen und Männer in getrennten Bewerben an.

 

Quelle: Austrian Kendo Association AKA